Vorderseitig eines stärker werdenden Trogs wird sich sehr wahrscheinlich bei uns in Deutschland wieder eine solide Hang- und Wellen-Wetterlage ausbilden. Konkret stehen die Chancen für den 2. Weihnachtsfeiertag (26.12.2017) nicht schlecht im Schwarzwald oder am Pfälzer Wald eine Welle zu finden. In dem Sinne wünsche ich allen frohe Weihnachten und jedem der die Zeit findet in die Luft zu kommen viel Spaß! Für alle Fußgänger heißt es sich in den kommenden Tagen auf zunehmendem Wind einzustellen. Am Dienstagmorgen erreicht uns die erste Kaltfront und am Mittwoch die zweite. Dabei sinken die Temperaturen leicht. Es kann zeitweise regnen und in höheren Lagen (am Do) auch schneien.
Wellenauftakt 2017 im Rheintal – Sturmtief Xavier trägt uns hoch hinaus.
Am vergangenen Donnerstag bin ich nach einer kurzfristigen Entscheidung (Mittwochabend um 20 Uhr) mit dem Discus (BW3) zu Matze (Matthias Arnold) nach Weinheim gefahren. Das Tiefdruckgebiet über Norddeutschland sorgte bei uns etwas weiter südlich für starken Westwind. Leider ist solch ein Tief meist mit viel Feuchtigkeit verbunden und im Laufe des Mittags sollte uns dann auch noch eine Kaltfront treffen. Diese war laut den Vorhersagemodellen auf 14 Uhr prognostiziert. Am Vorabend ging ich aufgrund der sehr feuchten Vorhersagetemps noch von einer geschlossenen Schichtbewölkung aus. Somit war der Plan früh morgens zu starten und schön am Hang zu fliegen.
Als ich um 4:15 Uhr von zu Hause Richtung Weinheim startete wurde mir schnell klar, dass die Vorhersage etwas zu pessimistisch mit der hohen Feuchte war, denn es waren nur ganz vereinzelt Wolken zu sehnen. Der aktualisierte Wetterbericht bestätigte das. Schon auf dem Weg aus dem Schwarzwald ins Rheintal schimmerten die schwunghaft geformten Zirren und Lentis im Mondlicht. So langsam wurde mir klar, dass das wohl doch auch einen Wellenflug bedeuten könnte. Zum Glück habe ich auch den Sauerstoff eingepackt, dachte ich nun voll Vorfreude.
Um 6 Uhr kam ich schließlich in Weinheim an. Es war noch stockfinster und nur der Mond und die Außenbeleuchtung der Fliegerhalle spendeten uns etwas Licht um die Flugzeuge aufzurüsten und uns startklar zu machen. Punkt 7:05 Uhr Startete Matze im Duo Discus ca. eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang im F-Schlepp. Ich folgte ihm 25 min später als Nummer zwei. Der Schlepp ging geradlinig über das Rheintal Richtung Bad Dürkheim wo sich ein guter Einstiegspunkt für die Primärwelle befindet. Bei 80 km/h Windgeschwindigkeit trug uns das laminare Steigen mit 1 bis 1,6 m/s auf 3000m MSL. Die Flugsicherung ließ uns leider ohne Transponder nicht höher als FL100 steigen. (Also blieb der Sauerstoff leider doch unbenutzt. 😉 )
Mein Tracking über den Tagesverlauf
Dann ging’s auf Strecke! Entlang der Pfälzerwald-Kante starteten wir zunächst nach Norden bis zum Frankfurter Luftraum um dann um 180° zu wenden und wieder in den Süden zu fliegen. Dieses Jo-Jo lässt sich in der Welle entspannt hin und her fliegen. Leider war das Aufwindgebiet jedoch nicht durchgängig, weshalb wir nicht die komplette Kante bis in den Süden abfliegen konnten. Bei 70 bis 100 km/h Wind muss man dabei den Knüppel auch schon deutlich nach vorn drücken um überhaupt voran zu kommen und beim Steigen aufpassen, dass man nicht rückwärts fliegt. 🙂 Nach drei Stunden kamen somit dennoch 350 km Strecke zusammen.
Gemeinsam mit Alex (Alexander Meinicke) in der DG 1000 haben wir dann in der Sekundärwelle über Mannheim noch ein paar Fotos gemacht. Man merkte jetzt auch schon langsam wie die Front immer näher kam. Zum einen wurde es immer Feuchter = die Wolken wurden immer mehr und zum anderen ging die Welle teilweise kaputt oder wurde schwächer. Doch gerade die höhere Feuchte sorgte noch einmal für ein klasse Wolkenbild und super tolle Fotos!
Matze und ich entschlossen uns schließlich zur Landung, um entspannt vor dem Regen abzubauen. Das war auch kein Fehler, denn die Windgeschwindigkeiten und Böen wurden am Boden immer stärker. Nach dem ruhigen Wellenflug hat es uns also noch einmal ordentlich durchgeschüttelt!
Danke an dieser Stelle noch mal an den LSV Weinheim, Matze, den SBW-Förderverein und D-Kader für die Unterstützung und die tollen Möglichkeiten durch das Flugzeug in diesem Jahr!
Hier gibt’s jetzt noch die Flüge des Tages und die Wendepunkte für interessierte Nachahmer. Aber nicht einfach nur blind vertrauen! Auch ein mal selber Flüge aus dem OLC analysieren!
Für ganz interessierte gibt’s hier noch den Satelliten-Film: Satellitenbilder
Drei Tage steht die Welle! Fr. 13.11. – So. 15.11.
Nachdem ich alle Wetterberichte drei mal vor und rückwärts durchgekaut hatte riskierte ich es am Freitag zu starten. Bereits der Weg zum Flugplatz wurde mit einem wunderschönen Sonnenaufgang über dem morgendlichen Dunst in den Tälern belohnt.
Auf dem Flugplatz angekommen der erste kurze schreck. Windstille – Aber das war unter der dicken Inversion ja total normal. Also Flieger aufbauen und die schön geformten und vom Wind bewegten Wolken bestaunen.
Dann ging es los, Start: 10:10, eine Stunde später als geplant. Aber das war auch gut so. Es ist ein mulmiges Gefühl wenn man das erste mal hinter der Schleppmaschine hängt und weiß, dass man eigentlich kaum eine Ahnung hat, aber es ja irgendwie gehen muss. Doch bereits die Aussicht im Schlepp war phänomenal. Die Farben,Wolkenkonturen und Schatten bei der tiefstehenden Sonne waren einzigartig. Im Steigflug ging es immer weiter in den Schwarzwald. – Aber immer noch kein erhöhtes Steigen. In 2800m habe ich bei Musbach schließlich das Seil ausgeklinkt und bin die erste Wolke über mir angeflogen – ohne erfolg. „Mist“, dachte ich mir. Laut RASP-Karte waren wir schon mindestens durch ein Aufwindgebiet durchgeflogen, aber das hat sich auch nicht bemerkbar gemacht. Also ging es weiter ins Murgtal, wo nach Erfahrungsberichten oft ein Einstieg möglich ist. In der Tat stand dort eine Stauwolke über einem Bergkamm, die kurz dahinter wie abgerissen war. (Links oben im Bild) Leeseitig hat sich dann wieder von unten her eine Wolke gebildet. (Hier rechts unten im Bild)
„Das muss es sein“, kombinierte ich und machte mich auf den Weg. Dabei ging mein Vario deutlich in den Keller: -3m/s waren angesagt. Kurz vor der Wolkenlücke angekommen fing es an zu tragen. 0 bis 0,2m/s zu Beginn, später bis 0,7m/s. „Geschafft!“, meldete ich Clemens nach Poltringen, der sich nun direkt zu mir schleppen ließ. Die ersten Meter waren mühsam, aber dann ging es stetig bis FL100. Über Langen Information und Stuttgart Radar bekamen wir binnen 5 Minuten eine Höhenfreigabe für den Wellensektor bis FL140. In 3700m war allerdings schluss.
Leider mussten wir schon bald wieder absteigen. Die mittelhohe Schicht war sehr feucht und deshalb bildeten sich allmählich 8/8. Ein wunderbarer Flug!
PS: Die anderen Tage hatte ich leider keine Zeit, sonst hätte ich es sicher noch mal versucht.
Danke an Heike für den Schirm, Erwin fürs Schleppen, Rainer und Holger für die Tipps sowie Engelbert und Laurin fürs helfen!